Es gehört hier sprichwörtlich zum guten Ton: Wenn Wahlkampf ist, wird komponiert. Auch der jetzige Wahlkampf zur Nationalversammlung in Venezuela hat einen Hit oder gleich mehrere. So recht mag ich sie nicht mehr auseinander halten, denn ich habe sie schon so oft gehört, dass sie bei mir im Ohr verschmolzen sind. Es geht um die Asamblea, die Nationalversammlung, die Kandidaten und den Comandante Chávez. Von ihnen wird gesungen, sie sollen die Revolution vorantreiben. Zum ersten Mal hörte ich die Wahlkampf-Hitparade der PSUV am Sonntag in ohrenbetäubender Lautstärke als ich mit den Kandidaten von Haus zu Haus ging. Gestern und heute fuhren die Lautsprecherwagen dann durch die Straßen von Antímano, dem Viertel in dem ich untergekommen bin. Immer wieder ertönten die Lieder, mal laut und näher dran, mal gedämpft weiter weg. Moderne Rhythmen sind das,aber musikalisch nicht besonders innovativ. Sollen sie auch nicht, sie sollen ins Ohr und die Wähler mobilisieren. Ob sie es schaffen? Mal sehen. Übrigens: Ob die Opposition auch solcherart Hymnen hat, weiß ich nicht. Ich habe noch keine gehört. Dafür ist mir heute zum ersten Mal ein Faltblatt von ihnen in die Hand gedrückt worden. Ausgerechnet hier, wo 70 % normalerweise für die PSUV und Chávez stimmen. Zumindest ist das wieder ein Zeichen dafür, dass das ganze Gerede von Zensur und Unterdrückung anderer Meinungen nichts mit der Realität zu tun hat. Wobei Meinungen? Auf dem Flyer ist nur der Kandidat abgebildet. Hier geht es schließlich entweder für oder gegen Chávez. Sehr viel mehr sagen im Übrigen auch besagte Lieder nicht.
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